Die Freien Berufe und der ländliche Raum in Thüringen – Tag der Freien Berufe am 19.10.2022 in Erfurt
Der Landwirt, der mit der Grundsteuererklärung hoffnungslos überfordert ist, benötigt einen Steuerberater. Den findet er aber nicht vor Ort.
Die Anwaltskanzlei in der Kleinstadt könnte junge und motivierte Rechtanwaltsfachangestellte gut gebrauchen, es werden aber immer weniger in Thüringen ausgebildet.
Die gehbehinderte Rentnerin müsste längst mal wieder zu ihrem Hausarzt, die nächste Arztpraxis ist aber weit entfernt, und der Bus fährt nur noch zweimal am Tag.
Der Zahnarzt, der noch im letzten Jahr tätig war, hat seine Praxis geschlossen, und die Apothekerin hat auch schon erklärt, dass sie jetzt dichtmachen muss.
Derlei Beispiele ließen sich fortsetzen.
Auch bei den Freien Berufen ist der Trend, sich in den wenigen großen Städten in Thüringen niederzulassen, unübersehbar. Ein Teufelskreis, da sich hierdurch die Versorgung und damit auch die Attraktivität des ländlichen Raums immer weiter zu verschlechtern drohen.
Dieses Themas hatte sich der LFB Landesverband der Freien Berufe Thüringen e.V. angenommen, um am 19.10.2022 im COMCENTER Brühl, Mainzerhofstraße 10, Erfurt eine Diskussion hierzu zwischen den Vertretern freiberuflicher Berufskammern, aus Wissenschaft und Politik in Gang zu bringen.
Die Konferenz sollte keine fertigen Antworten geben, sondern vor allem einen ersten Erfahrungsaustausch zu aktuellen Problemen und Lösungsansätzen ermöglichen. Dieses Ziel wurde durch hochinteressante Fachvorträge zu den Themen Digitale Gesundheitsversorgung, Fachkräftegewinnung und die Vorstellung interessanter privater Initiativen erreicht. Die sich hieran anschließende Podiumsdiskussion, an der sich auch der Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Infastrukturentwicklung und Landwirtschaft, Torsten Weil, beteiligte, stärkten die Erkenntnis, dass die durchaus vielversprechenden Lösungsansätze und Pilotprojekte der Nachschärfung bedürfen, um der Spezifik freiberuflicher Dienstleistungen gerecht zu werden. Die Attraktivität des ländlichen Raums und ein für freiberufliche Dienstleistungen gedeihliches Umfeld sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Da es sich um komplexe und sich wechselseitig beeinflussende Prozesse handelt, ist auch das gemeinsame Handeln der Freien Berufe gefordert, um mittelfristig Lösungen im Interesse aller Beteiligten erzielen zu können – nicht zuletzt im Sinne der Verbraucher.
Über den Tag der Freien Berufe berichtete u.a. auch in einem Betrag, der am 19. Oktober 2022 von MDR-THÜRINGEN Journal gesendet wurde. Mit freundlicher Unterstützung des MDR steht der Beitrag zum Zweck Ihrer persönlichen Information hier zum Download bereit (bitte beachten Sie, dass die Weiterverbreitung dieses Beitrags der vorherigen schriftlichen Zustimmung des MDR und des LFB Thüringen e.V. bedarf).
Der LFB bleibt am Ball: ob bei den zur guten Tradition gewordenen Geprächen mit den Fraktionen aller demokratischen Parteien im Thüringer Landtag, bei Anhörungen zur Entbürokratisierung der öffentlichen Verwaltung oder Konferenzen wie dem Tag der Freien Berufe: wir bringen Akteure zueinander, um gemeinsam Lösungen und Auswege aus der Krise zu finden.
Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an unsere Geschäftsstelle.
Prof. Dr. med. Orlando Guntinas-Lichius, Friedrich-Schiller-Universität Jena, erläutert in seinem Fachvortrag WeCaRe – innovative digitale Gesundheitsversorgung und deren Einfluss auf die Arbeit im ländlichen Raum | |
Podiumsdiskussion mit der Verbandspräsidentin des LFB, Dipl.-Geol. S. Reyer-Rohde, Staatssekretär Torsten Weil (TMIL), Moderatorin H. I. Eisner, Prof. Lichius, FSU Jena, RA J.-H. Kestel, Präsident der Rechtsanwaltskammer Thüringen (v. l. n. r.) | |
Angeregte Diskussion, es spricht Dr. Ellen Lundershausen, Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen |