LFB Thüringen spricht mit Landtagsabgeordneten: so geht es nicht weiter!
Der LFB Landesverband der Freien Berufe Thüringen e.V. (LFB) führt auch 2023 wieder Gespräche mit Abgeordneten aller im Thüringer Landtag vertretenen demokratischen Parteien.
In diesem Jahr steht der Fachkräftemangel im Mittelpunkt, dem sich so gut wie alle im LFB versammelten Freien Berufe ausgesetzt sehen. Dabei geht es nicht nur um Auszubildende und Hilfskräfte. Immer mehr Berufsträger selbst scheiden altersbedingt aus. Hierdurch drohen in allen Sparten Versorgungslücken.
Dabei zeichnet sich die Fortsetzung der beunruhigenden Tendenz ab, dass es gerade in den Heilberufen den – ohnehin nicht bedarfsdeckenden – Berufsnachwuchs in die urbanen Zentren Thüringens drängt. Viel zu wenige Absolventen wollen noch in den ländlichen Gebieten tätig werden.
In der Folge schließen Arzt- und Zahnarztpraxen, Apotheken und Niederlassungen der Physiotherapeuten. Ein Teufelskreis, verschlechtert sich doch hierdurch die Attraktivät des ländlichen Raums immer weiter. Gerade für das ländlich geprägte Thüringen ist das fatal.
Schon die Zahl der Studienanfänger an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Medizin- und Zahnmedizinstudenten ebenso wie Studenten der pharmazeutischen Fachrichtungen ausbildet, deckt den Bedarf nicht. Einer der Auswege könnte in einer Neuregelung der Zulassungspraxis bestehen, um die Numerus-Clausus-Hürden für diejenigen zu senken, die sich schon vor Studienbeginn vertraglich verpflichten würden, für mehrere Jahre auf dem Land tätig zu werden.
Ein anderer Ansatz besteht darin, besonders die zum Teil als überzogen empfundenen Anforderungen an Medizinprodukte und Arbeitsschutz-Standards für ältere niedergelassene Zahnärzte und Zahnärztinnen abzusenken, die sonst noch einmal kräftig investieren müssten – was kurz vor und erst recht nach dem Eintritt in das Rentenalter keinem zuzumuten ist.
Die Landesapothekerkammer Thüringen hat einen 7‑Punkte-Plan aufgestellt, abrufbar unter https://www.lebenszeichen-apotheke.de/. Unter anderem werden damit auch Vorschläge für eine schnellere und wirkungsvollere Integration ausländischer Fachkräfte gemacht.
Die Physiotherapeuten fordern die Vollakademisierung ihrer Berufsausbildung, um ihren Berufsstand wieder so interessant für junge Menschen zu machen, dass der hohe Bedarf an Berufsausübenden gerade in einer alternden Gesellschaft wieder gedeckt werden kann.
Auch die planenden freien Berufe fordern den konsequenten Bürokratieabbau. So wies der Präsident der Ingenieurkammer Thüringen, Herr Dipl.-Ing. Elmar Dräger, auf die Notwendigkeit hin, das Recht seiner öffentlich-rechtlichen Berufsvertretung zu novellieren, um auch damit dazu beizutragen, nach dem Wegfall der Verbindlichkeit der HOAI wenigstens teilweise vom Preis- wieder zum Leistungswettbewerb zu kommen. Das sollte auch im Interesse der öffentlichen Auftraggeber liegen.
Die Diplom-Restauratoren verlangen inbesondere ein Berufsschutzgesetz und eine verbesserte soziale Absicherung. Sie beklagen, dass die Künstlersozialkasse keine neuen Diplom-Restauratoren mehr aufnehmen will und viele ältere Berufsangehörige ohne adäquate soziale Absicherung dastehen. Dass die Fachhochschule Erfurt keinen Bedarf für eine weitere Ausbildung von Restauratoren sehe, sei absolut unverständlich.
Die berufsständischen Vertretungen haben den Vertretern der Politik auch eindringlich verdeutlicht, dass die Selbstverwaltung der verkammerten Freien Berufe funktioniert und dort viele gute Ideen bereits umgesetzt werden, um junge Menschen für die Freiberuflichkeit zu begeistern. Ein „Hineinregieren“ durch die öffentliche Verwaltung, die nicht selten ein überzogenes Verständnis von Rechts- und Fachaufsicht hat, ist dagegen weder verbraucherfreundlich noch hilfreich.
Die Gesprächspartner auf Seiten der Politik haben die vorgetragenen Probleme mit zum Teil bemerkenswert großem Interesse zur Kenntnis genommen. Naturgemäß setzen die politischen Parteien hier unterschiedliche Schwerpunkte. Es bleibt abzuwarten, wie die wachsenden Probleme der Freien Berufe von der Politik gelöst werden sollen. Der LFB wird in spätestens einem Jahr nachfragen.